Rückblick August
Hallo, du schöner Spätsommer. Und was für ein schöner du bist! Die Blätter färben sich bunt, die Sonnenuntergänge bestechen durch die sanftesten Verläufe, herrlicher Landregen erfrischt die Natur und sorgt für die wohlige Gemütlichkeit daheim, stets unterbrochen von warmen Sonnentagen, die die Gemüter beleben. Alles in allem einfach nur wunderschön. Der Übergang vom Spätsommer zum Herbst ist einfach meine Lieblingszeit im Jahr. Doch ich will nicht nur in der Schwärmerei versinken, da es diesen Monat vieles gibt, über das es sich zu schreiben lohnt.
Dann esse ich lieber nichts.
Die Tage im August
Achtung, hier kommt die Standard-Analogie-Einleitung: Auch in diesem Monat gab es viel zu tun und die Arbeit schob sich leicht über die Tischkante hinaus. Doch neben der ganzen Arbeit lockten mich die sanften Sonnenstrahlen und das ein oder andere Event hinter dem Schreibtisch hervor.
Ein Event der besonderen Art war in diesem Monat der Umzug meiner Freunde von der Nikkifaktur und Ruttloff Garments in ihre neuen Geschäftsräume. Wenngleich die Gründe nicht die schönsten sind und wir alle die alten Räumlichkeiten sehr vermissen werden, sind die neuen Räume sehr schick und bergen viele tolle Neuerungen. Sobald sie komplett bezogen sind, werde ich sie natürlich fotografisch dokumentieren.
Neben dem Umzug hatte der Monat aber noch mehr zu bieten, denn endlich beginnt wieder die Ausstellungs-Saison! Wovon ich euch jedoch abraten kann ist, nach einer Ausstellung in Leipzig kurz vor der Heimfahrt auf die Idee zu kommen, noch etwas essen zu wollen, wenn nur noch die einschlägigen Fast-Food-Ketten im Hauptbahnhof geöffnet haben. Das lohnt sich in der Regel eher nicht. Dann esse ich lieber nichts.
Chemnitz
Ja es ist in den letzten Jahren schwierig geworden, sich für unsere Demokratie einzusetzen und wählen zu gehen.
Eigentlich wollte ich in meiner Analogie nie politisch werden oder konkret darauf eingehen, doch die Zeit, in der wir gerade leben, ist mittlerweile so wild und erschreckend absurd geworden, dass ich kaum drumherum komme dieses Thema auch hier anzusprechen. Ich habe das Gefühl, dass die Welt derzeit versucht, sich selbst zu parodieren, aber das leider nicht sonderlich lustig ist. Ausschlaggebend für meine Worte sind die Ereignisse vom 26. August in Chemnitz. Kurz umrissen führte ein mutmaßlicher Mord in Chemnitz zu einer Ereignisspirale von rechtsextremen Demonstrationen, entsprechenden Gegendemonstration und allerhand innenpolitischer Diskrepanzen. Ich will an dieser Stelle gar nicht zu sehr ins Detail gehen oder mir anmaßen, in den richtigen Worten darüber urteilen zu können, welche politischen Kreise und Bedeutungen diese Vorkommnisse mit sich bringen.
Ich bin kein Journalist, sondern Fotograf. Was ich aber schreiben kann ist, wie viel Angst ich um unsere Demokratie habe und wie sehr es mich erschreckt, zusehen zu müssen, dass Menschen die Werte unserer Demokratie mit Füßen treten und gleichzeitig konsequent unsere historische Vergangenheit vernachlässigen.
Ja es ist in den letzten Jahren schwierig geworden, sich für unsere Demokratie einzusetzen und wählen zu gehen. Die Parteienlandschaft ist so unattraktiv, wie seit langem nicht mehr. Aber das ist keine Ausrede dafür, unser Land Menschen zu überlassen, die die Welt einfach nur brennen sehen wollen.
In unserer Podcast Folge 10 sprechen Philipp und ich ausführlich über unsere Gedanken zu diesem Thema.
Gewinnspielauswertung
Über die Analoge Fotografie
In meiner letzten Analogie habe ich zur Feier meines dreißigsten Geburtstages ein kleines Gewinnspiel mit Kodak Alaris gestartet. Hierfür habe ich euch um Texte gebeten, in denen ihr beschreiben solltet, was euch mit der analogen Fotografie verbindet. Auf unterschiedlichen Wegen haben mich einige spannende Einsendungen erreicht. Natürlich kann nicht jeder gewinnen – auch wenn mir die Entscheidung sehr schwer gefallen ist – und dennoch möchte ich ein, zwei besondere Gedanken unter den Einsendungen aufgreifen:
Katja schrieb in ihrem Beitrag, dass sie unter anderem auch deswegen analog fotografiert, um sich Momente außerhalb des Internets festzuhalten. Diese Aufnahmen entstehen unter dem Gesichtspunkt, Erinnerungen zu sein und nicht gepostet zu werden. Etwas ganz besonderes: eine Auszeit zum Fotografieren. Eine sehr schöne und interessante Aussage wie ich finde. Sie verdeutlicht sehr gut, die emotionale und intime Komponente der analogen Fotografie. Auf der einen Seite die Ruhe, zu der man beim Fotografieren geboten wird, auf der anderen Seite das Vertrauen in dieses eine Foto, dass es den Moment auch wirklich eingefangen hat.
Vertrauen ist ein gutes Stichwort, wenn ich zu der nächsten Einsendung komme: Martin habe ich auf seiner Vernissage im Fotolabor Görner kennengelernt. Er meint in seiner E-Mail, dass die analoge Fotografie, die “ECHTE Fotografie” ist, da sich hier das Licht ohne Umwege auf den Film einbrennt und keine Interpretationssache, wie in der digitalen Fotografie, ist. Und in seinem Fall trifft das Licht tatsächlich ohne Umwege auf den Film: Martin baut seine Lochkameras nämlich alle selbst und experimentiert mit den unterschiedlichsten Lichteinfällen. Das ist nicht nur unglaublich spannend, sondern auch hoch ästhetisch. Wenn ihr die Möglichkeit habt, empfehle ich euch, seine Ausstellung zu besuchen.
Doch gewonnen hat Hagen, der direkt unter meine Analogie kommentiert hat. Mit seiner Ode an den Prozess und die Leidenschaft, die dieser mit sich bringt. Das Gefühl, das die analoge Fotografie in sich birgt und das (zum Glück) Kern aller Einsendungen war, konnte er am besten in Worte fassen.
Es hat mich sehr gefreut, wie viel Leidenschaft die analoge Fotografie für euch birgt und wie viel ihr damit verbindet. So platt diese Aussage auch ist, aber dieses Gefühl macht uns alle ein Stückchen reicher.
Leica M2
Leica 50mm ƒ2.0 summar
KODAK Ektra 100
Fotolabor Görner